Stille Seen, wilde Landschaft und feldfrische Küche

Foto: Artprojekt

Im Naturschutzgebiet der Groß Schauener Seenkette liegt das Naturgut Köllnitz. Besucher können hier den Landwirten und Fischern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Nach Groß Schauen bei Storkow im Südosten Berlins kommt man wegen des Essens und wegen der Landschaft, denn nach dem Essen wartet ein eindrückliches Naturerlebnis. Doch zuerst zum kulinarischen Teil des Ausflugs. Für Fischliebhaber ist der Ort bei Storkow seit jeher ein beliebter Anlaufpunkt. Konkurrenz belebt das Geschäft. Die Köllnitzer Fischerstuben und der Aalhof Gödicke hatten lange ein ähnliches Angebot, sodass man dort einkehrte, wo gerade Platz war. Das hat sich mittlerweile geändert.

Die Berliner Artprojekt-Gruppe, die auch im nahen Bad Saarow aktiv ist, hat die Fischerei Köllnitz vor einiger Zeit von der Genossenschaft gekauft. Sie betreibt jetzt das Restaurant als Köllnitzer Hofküche und ein kleines Hotel, den Köllnitzer Hof.

Das Ambiente, früher eher rustikal und traditionell, ist jetzt modern und designaffin. Stimmungsvoll sind die künstlerischen Fotos von Iwona Knorr im Gastraum. Entstanden vor einigen Jahren in Groß Schauen tragen sie poetische Titel wie „Nacht am Steg“, „Netzende“ oder „Reuse im Nebel“.

Sander Fuhrmann ist einer von drei Fischereimeistern in Köllnitz. „In der Fischerei ist es besonders schwierig , ein Unternehmen zu finden, das Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit kombiniert. Deshalb bin ich hier“, sagt der ambitionierte junge Fischer, der sich bewusst für einen traditionellen Beruf in der Natur entschieden hat. Gern lässt sich Sander Fuhrmann, der für zwei Seen verantwortlich ist, beim Fischen und Räuchern über die Schulter schauen. Sander, See und Saibling, so nennt sich ein Angebot für Gäste, immer Freitag ab 17 Uhr. Ein Dreigang-Menü ist inklusive.

In puncto kulinarisches Konzept hat sich in der letzten Zeit einiges verändert in Groß Schauen. Noch frischer und nachhaltiger sollte es werden. So kam zum Fisch das Feld. Naturgut Köllnitz nennt es sich erst seit 2022. Neben der Fischerei gibt es mittlerweile eine eigene Landwirtschaft mit Feld, Gewächshaus, Hühnern, Schafen, Rindern und Wasserbüffeln. Frisch geerntetes Gemüse findet seitdem den Weg auf die Teller. Kürzer könnte der Weg für Rosenkohl, Mangold und Co nicht sein. Neudeutsch heißt das: Farm to fork. Eine Streuobstwiese soll frisches Obst beisteuern und den Umweltgedanken fördern. Nicht nur zum Fischessen lädt Küchenchef Stefan Ziegenhagen ein. Auch Fleischliebhaber, Vegetarier und Veganer kommen auf ihre Kosten. „Wir wollen das auf den Teller bringen, wofür ganz Köllnitz steht: Feld, See, Wald, Wiese. Das ist eine riesige Möglichkeit, mich als Koch kreativ zu verwirklichen“, so der Küchenchef.

Gestärkt geht es hinaus in die Natur. Gelegen ist die Fischerei Köllnitz in einem der landschaftlich reizvollsten Gebiete Brandenburgs. Die 1000 Hektar große Groß Schauener Seenkette ist Naturschutzgebiet und ein besonderer Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Darunter sind bedrohte Arten wie Orchideen, Fischotter, Fisch- und Seeadler, Beutelmeise und Rohrdommel. 2001 hat die Sielmann-Stiftung das Gelände gekauft, um es für den Naturschutz zu erhalten.

Auf einem anderthalb Kilometer langen Naturlehrpfad geht es durch den Wald in Richtung Aussichtsturm. Von hier aus eröffnet sich ein beeindruckendes Panorama. Ein riesiger Flachwassersee breitet sich vor den Besuchern aus, mit ausgedehntem Schilfgürtel, ein ideales Rückzugs- und Brutgebiet für Wasservögel. Gerade während des Vogelzugs lassen sich unzählige nordische Gänse nieder, um zu rasten.

Zurück in Köllnitz bietet sich noch ein Besuch im Hofladen oder im kleinen Sielmann-Museum an, um das Wissen zu vertiefen. Gerade für Familien ist das eine willkommene Möglichkeit. Interaktiv führen Fischadler und Fischotter durch die Ausstellung, unter dem Motto „Eintauchen und Abheben“. Erkundet werden können die Lebensräume Wasser, Luft und Uferzone. Es gibt Mitmachangebote und, in einem Aquarium lebende Fische zu bewundern.

Karen Schröder

 

Information

Aalhof Gödicke,
Groß Schauener Hauptstraße 56, 15859 Storkow
Öffnungszeiten Restaurant:
täglich ab 11 Uhr, Schließzeiten
am Abend variieren

Naturgut Köllnitz,
Groß Schauener Hauptstraße 31, 15859 Storkow,
die Ausstellung der Sielmann-
Stiftung zur heimischen Tier-
und Pflanzenwelt ist täglich von
9 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Das Restaurant Köllnitzer Hofküche ist Mittwoch, Donnerstag, Sonntag von 11 Uhr bis 17 Uhr
und Freitag, Samstag 11 Uhr
bis 20 Uhr geöffnet.
Zusätzliche Veranstaltungen
finden Sie unter:

koellnitz.de/Verantaltungen
aalhof-goedicke.de
sielmann-stiftung.de

 

„Im Verlauf von Jahreszeiten beobachtete ich die Stimmung auf dem See und die Veränderungen in der Natur, beeindruckt von den Farben, Formen und Strukturen. In Köllnitz anzukommen, bedeutete für mich immer, mich mit allen Sinnen auf das Hier und Jetzt einzulassen. Berlin so nah und doch sehr fern von diesem Ort der Ruhe und scheinbar beständiger Harmonie.“ (Iwona Knorr Fotografin, Auftragskünstlerin für die Kunstwerke in der Köllnitzer Hofküche)

 

93 - Sommer 2023
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